Nachhausekommen

 

Es ist der 5. Juli 2019. Vor genau 11 Monaten habe ich Lettland das erste Mal betreten. Es war ein Jahr voller Herausforderungen, neuer Erlebnisse und Erfahrungen. Ein Jahr, in dem ich viele neue Freunde gefunden habe und nicht nur eine neue Sprache, sondern auch viel über mich selbst und die lettische Kultur gelernt habe.

 

Jetzt wieder zurück nach Deutschland zu gehen, das fühlt sich unglaublich schwer an. Viel schwerer, als es sich damals angefühlt hat, in das neue Abenteuer Lettland aufzubrechen. Schließlich erwarten mich zuhause keine neuen Abenteuer, sondern erst einmal Alltagssorgen und Zukunftsstress.

 

Zugegeben, als ich mich auf den Rückweg gemacht habe, war ich ziemlich pessimistisch gestimmt. Natürlich war es anfangs ein bisschen komisch, nach so langer Zeit zu sehen, dass sich hier eigentlich nichts verändert hat. Trotzdem war es sehr schön, sich mit Freunden wiederzutreffen und entspannte Stunden mit der Familie zu verbringen.

 

Bei meinem Ausreisetraining vor einem Jahr wurde mir erklärt, dass der Kulturschock des Zurückkommens oft größer ausfällt als der im Ausland und irgendwie stimmt das schon. Als ich nach Lettland kam, war ich darauf eingestellt, dass vieles anders ist, dass die Abläufe sich unterscheiden und die Menschen eine andere Mentalität haben. Doch wenn man in seine Heimat, in der man jahrelang gelebt hat, zurückkehrt, erwartet man das erst mal nicht. Es ergibt natürlich Sinn – nachdem ich mich ein Jahr lang an eine andere Mentalität und lettische Verhaltensweisen gewöhnt habe, kommt mir hier so manches komisch vor.

 

Deutsche sind zum Beispiel viel lauter und direkter als Letten – bereits am Gate ließ mich eine deutsche Rentnergruppe, die lauthals und pausenlos die gesamte Umgebung kommentierte, die Augen verdrehen. Aber mir sind auch viele Sachen aufgefallen, die ich schon ein bisschen vermisst habe. Wie voller Leben eine Kleinstadt hier im Vergleich zu meinem Wohnort dort ist, wie die Menschen offener gegenüber Leuten aus anderen Ländern sind und wie viel einfacher man von A nach B kommt.

 

Seit ich wieder hier bin, begegnet mir eine Frage außerdem recht häufig: „Und wie war’s?“. Auf diese Frage eine prägnante aber akkurate Antwort zu geben wird wohl nie möglich sein. Mein Jahr war einfach zu vielseitig, abwechslungsreich und vollgepackt, um in ein paar kurze Worte zu fassen zu sein. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann, ist, dass es eine Zeit war, die ich nicht missen möchte und nie bereuen werde. Lettland und all die Leute, die meine Zeit dort so unvergesslich gemacht haben, werden immer in meinem Herzen bleiben. Und deswegen beende ich diesen Blog mit meiner Standardantwort: „Es war ein gutes Jahr.“

 

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